Hasi, Täubchen, Sugar und Co.
»Du, Papi, weißt du was, der Max aus meiner KITA hat erzählt, dass sein Papa zu seiner Mama Hasi sagt und seine Mama zu seinem Papa Hase«, wusste unsere kleine Tochter meinem lieben Ernst beim Sonntagsbrunch zu berichten. Die gesamte Familie, inklusive meiner Schwiegereltern, hatte sich eingefunden. »Ach, Svenja und Sven sagen Hasi und Hase zueinander. Na, das passt doch prima. Gefällt mir.« Ernst schmunzelte. Auch alle anderen schien das Thema Kosenamen zu interessieren und zu amüsieren.
Nun wollten unsere Jungs von Ernst und mir wissen, wie wir uns in Stunden der Zweisamkeit nennen würden. Bestimmt hätten wir noch mehr auf Lager als nur Schatz. Ernst grinste mich an: »Schatz, lass uns im Tierreich bleiben und die Familie wissen, wie wir uns Scherzes halber heimlich nennen. Ausnahmsweise, denn Geheimnisse finde ich sehr romantisch.« Jetzt gaben wir unter allgemeinem Gelächter folgende Namen preis: Hoppel, Mausezähnchen, Puschel, Liebhabhase, Krabbelkäfer, Quaki, Seepferdchen, Katerchen, Kuschelbär, Rehlein u s w. »Das ist doch Schnee von gestern. Ich nenne meine Neue einfach Sugar«, erzählte unser jüngerer Sohn. »Was heißt Schugger?«, wollte unsere Kleine wissen. »Sugar ist Englisch und bedeutet Zucker. Ich könnte aber auch Honey zu ihr sagen.«
Unser älterer Sohn verdrehte seine Augen. »Sugar. Passt. Ziemlich aufgebrezelt deine Neue, kleiner Bruder. Du könntest sie aber auch Pinky nennen, mit ihren rosa Haarsträhnen, den langen rosa Fingernägeln und rosaroten Klamotten. Ich finde sie sieht aus, wie ein Fruchtbonbon. Und albern ist sie außerdem. Die wäre nichts für mich.« »Und deine nichts für mich, großer Bruder. Die fällt doch überhaupt nicht auf. Total langweiliger Typ. Sie sollte ruhig mal kräftig in den Farbtopf greifen. Wie nennst du sie eigentlich?« »Angel oder Sunny, weil sie schöne, lange, blonde Locken hat und so toll lächelt. Wenn sie ins Zimmer kommt, denke ich immer: Wow, die Sonne geht auf. Ich könnte sie immerzu ansehen.« Unser Mittlerer: »Wow, wie kitschig ist das denn!«
Jetzt mischte ich mich ein: »Ich finde das nicht kitschig, sondern sehr romantisch. Da bist du deinem Vater sehr ähnlich, mein Großer.« Ernst grinste. »Mir ähnlich? Nicht die Bohne. Ich war und bin in Liebesdingen eher der coole und sachliche Typ.« Nun ergriff meine Schwiegermutter das Wort: »Sohnemann, jetzt rede doch keinen Unsinn. Die meisten Männer, du vor allem, sind doch im Grunde ihres Herzens Romantiker. Wisst ihr, ich finde es immer noch sehr, sehr schön, wenn ich von meinem Liebling Täubchen genannt werde.« Mein Schwiegervater lächelte jetzt, Ernst schmunzelte und unsere Jungs stießen sich grinsend an. »Mami, was ist ein Romantiker?«, wollte unsere Kleine wissen. »Ein Romantiker ist ein Mann, der, wenn er sehr interessiert an einer Frau ist, sehr mitfühlend, sehr fürsorglich und sehr leidenschaftlich ist.« »Mami, was ist leidenschaftlich?«
Die Möglichkeit einer Antwort wurde mir von meiner Schwiegermutter genommen: »Liebes, das könnt ihr ja morgen im kleinen Kreis und in aller Ruhe besprechen.« Ich dachte, okay, verschieben wir’s auf morgen. Dann gerne zu dritt, gemeinsam mit Ernst! Bin gespannt, was der Romantiker zu sagen hat!