Ein Feiertag?
Es ist ein Donnerstagvormittag im Mai. Beim Blick aus dem Fenster sehen wir hellgrünes, durch die Sonne gelblich leuchtendes Blattwerk und fühlen uns wie magisch nach draußen gezogen. Wir denken beide dasselbe: Komm, lass uns gehen, hinaus in diese wunderschöne Natur und diesen Donnerstag zu einem Feiertag machen. Lass uns diesen Tag feiern, einfach so, denn ist es nicht herrliches Feiertagswetter? Wir zögern. Aber es ist doch Donnerstagvormittag? Hätten wir nicht so viel anderes und viel Wichtigeres, eben Donnerstags mäßiges zu tun, statt spazieren zu gehen? Außerdem ist heute kein Feiertag. Doch unser Zögern ist nur kurz und unsere Blicke sagen: Komm, lass uns trotzdem gehen. Plötzlich freuen wir uns, fühlen uns wie Verbündete und ein bisschen wie Kinder.
Der Weg zum Waldrand führt eine kleine Anhöhe hinauf. Unter einer großen, sehr alten Buche finden wir auf einer Holzbank einen Platz zum Ausruhen, zum Innehalten inmitten dieser wunderschönen Natur. Ein Dach aus grünen Blättern, durch die das Sonnenlicht tanzt, beschirmt uns. Wir fühlen uns geborgen, schließen die Augen und spüren die wohltuende, angenehme Wärme auf unserer Haut. Riechen den Duft der Natur, lauschen dem Vogelgezwitscher. Von unserem Platz aus können wir in eine weite, sanft hügelige Landschaft blicken und sehen Rapsfelder in kräftigem Gelb, inmitten von vielfarbigem Grün. Was für eine Aussicht! Wir fühlen uns verbunden und sehr wohl. Können schweigen, genießen die Ruhe und diese besonderen Momente in unserer geliebten Natur.
Ist heute wirklich Donnerstag? Nein, heute muss ein Feiertag sein, da sind wir zwei uns einig!
Plötzlich wird die Ruhe jäh unterbrochen, denn wir hören lautes „ta-tü-ta-ta“ und sehen in der Ferne einen rot-weißen Rettungswagen sehr eilig die Straße entlangfahren.
Unsere friedliche Feiertagsstimmung ist verflogen. Es ist eben doch (nur) ein Donnerstagvormittag!
Der Text wurde weitergeleitet an die Vereinsmitglieder der Kunstfreunde Wetter und andere lesebegeisterte Menschen