Ach Schatz, sag doch mal ... - Barbara Kaul

Barbara Kaul - Malerei, Zeichnungen, Plastiken, Literatur
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Ach Schatz, sag doch mal ...

Ernst sitzt in seinem bequemen Sessel und liest die Tageszeitung.
Ich stehe am Fenster, schaue hinaus und überlege laut:

„Du Schatz, schau mal da drüben, ist das nicht die Frau, ach Gott, wie heißt sie denn nun wieder, na Du weißt schon, die Frau Dings eben. Sie erzählte jedenfalls, sie und ihr Mann und wir wären uns vor 2 Jahren auf dem Markusplatz in Venedig begegnet. Also, da bin ich vielen! begegnet. Außerdem waren wir denn nicht, Schatz, sag doch mal was, waren wir vor 2 Jahren nicht in Rom? Ach, mein Gedächtnis!  Also die Frau Meier, oder war es Frau Schulze von nebenan, ach, ist ja auch egal, die sagte jedenfalls, es gäbe da ein Mittel gegen …, wo gegen eigentlich, ach ja gegen Gedächtnisprobleme, das hätte ihr jedenfalls sehr geholfen. Wenn mir doch nur der Name einfiele! Ernst, sag doch auch mal was dazu! Jedenfalls, mh, ich glaube wir waren vor 3 Jahren in Venedig und vor 4 Jahren in Rom. Glaub ich jedenfalls. Und die Frau Dings und ihren Mann haben wir nicht in Venedig getroffen, vielleicht ja in Rom?
Ach, ich muss wirklich noch mal Frau Schneider, ach nein, war ja die Frau Dingsbums, wegen des Medikaments fragen.“

Ich unterbreche meinen Monolog, denke nach.
Also, äh, ja meine Güte, wie hieß mein Mann nun gleich. Uwe? Ach nein, dass war ja der Erste. Äh, ja, äh, ach ja, O.K. Das geht immer. „ Du Schatz, nun sag du doch auch mal was dazu!“

Ernst senkt die Zeitung, schaut über den Rand der Lesebrille hinweg in meine Richtung und sagt, seine Stimme ist etwas lauter als sonst,
„Also meine Liebe, ich weiß hundertprozentig, dass wir nicht die Dings getroffen haben, sondern letztes Jahr die Müllers auf Hallig Hooge und zwar im kleinen Teestübchen, wo ich die gute Friesentorte gegessen habe. Ja, und heute Vormittag, als ich im Baumarkt Kabelbinder besorgt habe, lief mir Friedhelm über den Weg.“

Ich drehe mich vom Fenster weg, schaue in seine Richtung und sage:
„Ach, Ernst, red doch nicht immer dazwischen.“


Langsam werde ich wach. Welch ein Traum!     Ein Albtraum!!!

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