Sommerzeit - Barbara Kaul

Barbara Kaul - Malerei, Zeichnungen, Plastiken, Gedichte, Kurzgeschichten
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Sommerzeit


Sommerzeit! Endlich! Sommerzeit, das ist für mich Reisen, Gärten und Rosen. Und so sind mein lieber Ernst und ich in Südengland unterwegs, um uns berühmte Gärten, die alle traumhaft schön sind, anzusehen. Ich liebe Blumen über alles, vor allem Rosen! Ihr Duft ist so fruchtig berauschend! Und die vielen wunderschönen Farbtöne! Von Weiß über diverse gelbe und orange Töne, hin zu einer großen Vielfalt von Rosa und Rottönen. Und dann ihre wohlklingenden Namen! „Ghislaine de Feligonde“, „Scarborough Fair“ und „Lady of Shalott“, um nur einige Beispiele zu nennen. Rosen finde ich immer schön, egal ob sie noch in der Knospe sind oder auch schon etwas welk. Ja, sogar im trockenen Zustand finde ich sie sehr attraktiv. Wenn sich zu Rosen außerdem noch Begleitpflanzen, wie Lavendel, Salbei, Storchschnabel und andere gesellen ist es perfekt. Schön angelegte Gärten begeistern mich sehr.

Ja, und mein lieber Ernst? Er findet Rosengärten zwar auch ganz schön, wie er betont, Gemüsegärten mit ihren Ernteerträgen allerdings, die findet er viel, viel sinnvoller. Kein Wunder, denn er genießt und lobt immer sehr das, was ich daraus kulinarisch für die Familie zaubere. Ja, er ist schon ein großer Genießer und ein Mann, der aber auch so ganz allgemein gerne Komplimente macht.

Gerade fahren wir auf das Gelände des berühmten weißen Gartens von Sissinghurst“, der so einmalig zauberhaft und traumhaft schön sein soll. Als wir aus dem Bus steigen, bin ich ziemlich irritiert. Was ist denn hier los? Ein Spanferkel hängt am Drehspieß. Steaks, Würstchen und viele andere Spezialitäten liegen auf dem Grill und verströmen einen, ich muss es zugeben, appetitlichen Geruch. Aber doch nicht in „The White Garden of Sissinghurst“! Eine Grillparty in diesem traumhaften Garten? Das geht doch nun wirklich gar nicht. Ich schaue Ernst entgeistert an.
 
Mein lieber Ernst dagegen ist begeistert und strahlt ganz glücklich. Ich höre ihn rufen: „Für mich bitte ein Steak und ein großes Lager“! Ihm einen Stoß in die Rippen gebend, will ich ihn gerade mit: „Ernst, bitte, das geht …“ ermahnen, als ich ein „Aua“ an meiner Seite vernehme. Die Augen aufschlagend merke ich, dass ich im Bett liege und mein lieber Mann neben mir. Ich habe nur geträumt. Schade eigentlich, denn den weißen Garten hätte ich mir wirklich sehr gerne noch angesehen. Ernst beschwert sich: „Was, ist denn los? Warum weckst du mich so unsanft! Du bist doch sonst nicht so. Ich habe gerade so schön geträumt. Beim gemeinsamen Grillen mit den Skatbrüdern war ich gerade dabei, meinen ersten Bissen vom ersten Steak zu genießen, als du mich angestoßen hast. Das war gemein von dir, Schatz. Du weißt doch Sommerzeit, das ist für mich Grillen! Grillen! Grillen!“ "Ja, und für mich sind es Rosen, Rosen, Rosen, mein lieber Ernst!"
 
Die Geschichte wurde in den Gemeindeblättern "Lahntal-aktuell" und "Wetteraner Bote" veröffentlicht, auch weitergeletet an die Vereinsmitglieder der Kunstfreunde Wetter und an andere lesebegeisterte Menschen

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